Versuch einer Definition. Von einer Sekte ist dann zu sprechen, wenn eine Gruppierung alle drei folgenden Kriterien erfüllt (wobei ein Kriterium dann als erfüllt gelten kann, wenn alle jeweiligen Unterkriterien gegeben sind).
1. FührerIn
- Die Gemeinschaft verfügt über eine klar definierte Führung, sei es eine Einzelperson oder ein Gremium.
- Die Führung ist jedem Mitglied bekannt.
- Den Verlautbarungen der Führung wird hohe Aufmerksamkeit zuteil.
- Die Führung ist absolut, d.h. keiner übergeordneten Behörde o.ä. verantwortlich.
- Die Führung ist im Prinzip für jede anstehende Frage zuständig und kompetent.
- Kritik an der Führung kommt nicht vor, es findet sich kein Mitglied, das bereit wäre, auch nur eine Aussage der Führung zu kritisieren oder in Frage zu stellen.
2. Abschottung
- Die Gemeinschaft reduziert die Kontakte ihrer Mitglieder zu Nichtmitgliedern auf ein Minimum.
- Die Gruppe und das soziale Umfeld eines Mitglieds werden deckungsgleich.
- Die Abschottung beinhaltet den Verzicht auf gruppenfremde Lehren. Gruppenfremde Literatur ist damit zumindest höchst problematisch.
- Geheiratet wird ausschliesslich unter Gruppenmitgliedern.
- Freundschaften zu Nichtmigliedern werden keine geschlossen.
- Gruppenregeln dienen dazu, diese Abschottung zu fördern.
3. Gruppendruck
- Die Sekte kennt eine rigorose Kontrolle der Einhaltung der Gruppenregeln.
- Die Mitglieder überwachen sich gegenseitig.
- Sich dem Gruppendruck entziehende, "liberale" Mitglieder kommen kaum vor.
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Was ist eine "Sekte"?
Der Begriff "Sekte" wird heute umgangssprachlich oft als Sammelbegriff für religiöse und pseudo-religiöse Gruppen, Psychokulte oder Guru-Bewegungen verwendet, die nicht zu den staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften gehören. Daß sich derartige Gruppen über die Kennzeichnung mit diesem negativ besetzten Begriff nicht gerade freuen, ist klar. Dies widerspricht ja dem positiven Selbstbild, das sie über sich verbreiten wollen. Daß sie ihn daher selbst nicht zur Charakterisierung ihrer Gruppe oder Organisation verwenden, überrascht ebenfalls niemanden.
Wodurch lassen sich dann aber diese Gruppen und Organisationen charakterisieren?
In der Fachliteratur werden "Sekten" durch folgende Merkmale definiert, die vor allem dann relevant sind, wenn mehrere von ihnen zusammentreffen:
- die Geschlossenheit der Gemeinschaft, die klaren Grenzen zwischen Anhängern und Außenstehenden, die normierte Lebenspraxis im Inneren;
- die abseitigen und/oder kulturell fremden Ideen, die nicht vermittelbaren Glaubenswelten und Lebensorientierungen, die fanatisch vertreten werden;
- die Konflikte mit der Umwelt, vor allem persönliche Konflikte mit Angehörigen von Mitgliedern und juristische Konflikte mit Behörden;
- die Abhängigkeit der Mitglieder von einer charismatischen Führungsfigur bzw. von einer Hierarchie, die Lehre und Praxis autoritär bestimmen.
Nicht übersehen sollte man in diesem Zusammenhang freilich, daß heute mit dem Negativ-Begriff "Sekte" oft vollkommen unterschiedliche Gruppen als mehr oder minder gleich "gefährlich" qualifiziert werden. Dieses Pauschalurteil ist - wie jedes Pauschalurteil - natürlich unzutreffend, eine differenzierte Betrachtungsweise ist notwendig. Deswegen spricht man auch immer häufiger von "Weltanschauungsgruppen".
aus: "Sekten - Wissen schützt", Broschüre des österreichischen Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie, s.7f.
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www.relinfo.ch
"Sekte"
Definition und Merkmale
Bei der Beschätigung mit der Thematik der Sekten stellt sich das Problem der Fassbarkeit des Phänomens. Einerseits kennen fast alle den Begriff "Sekte" und verbinden damit eine meist recht deutliche Vorstellung. "Sekte" ist folglich ein bekanntes Phänomen. Zum anderen gibt es keinerlei offizielle oder wissenschaftlich allgemein anerkannte Definitionen des Begriffs "Sekte". Es finden sich beinahe so viele Definitionen, wie es Sekten-Fachleute gibt. Das Phänomen "Sekte" erweist sich als für den (deduktiven) definitorischen Zugriff schwer fassbar.
Der landläufige Sektenbegriff
Angesichts dieser Situation legt sich ein Vorgehen nahe, das (induktiv) vom landläufigen Sektenbegriff ausgeht. Dieser lässt sich etwa so umschreiben:
"Sekte" ist eine Gemeinschaft, die (auch private) Freiheit raubt.
Darin sind sieben wesentliche Merkmale des Phänomens Sekte enthalten:
1. Sekte ist immer eine konkrete Gruppe resp. Organisation.
2. Das Sekte-Sein einer Organisation entscheidet sich an deren Verhalten.
3. Der Sektenbegriff ist vom aufklärerischen Freiheitsbegriff abhängig. Die Rede von Sekten macht nur Sinn in einem Kontext, der von der Aufklärung geprägt ist.
4. Sekte bezeichnet eine Organisation, die dem Mitglied Autonomie nimmt.
5. Die Sekte zielt dabei auf den ganzen Bereich persönlicher und gesellschaftlicher Entscheidungsfreiheit, beschränkt sich also nicht wie Schule oder Armee auf bestimmte Bereiche.
6. Die Abgabe der Autonomie geschieht zumindest aus der Sicht ehemaliger Mitglieder und Aussenstehender z.T. unfreiwillig.
7. Sektenhaftigkeit ist ein graduelles Merkmal, im Mass der Beschneidung der Autonomie.
Der Sektenbegriff als Problembegriff
Aus dieser Bestimmung des Begriffs Sekte wird deutlich, dass dem Sektenphänomen am ehesten eine Problemdefinition angemessen ist: "Sekte" ist eine Gemeinschaft, bei welcher ehemalige Mitglieder und Angehörige die Abgabe von Autonomie als von der Gruppe erzwungen erleben. Diese Definition ist einerseits von einer subjektiven Einschätzung abhängig: Es wird klar, dass dieselbe Gemeinschaft von unterschiedlichen Menschen in ihrer Sektenhaftigkeit sehr verschieden erlebt werden kann. Andererseits ist das Auftreten dieser subjektiven Einschätzung objektiv messbar: Es kann festgestellt werden, welcher Prozentsatz ehemaliger Mitglieder der Gruppe X die Gruppe X als Sekte erlebt haben. Daraus kann wiederum für neue Mitglieder gefolgert werden, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie die Gruppe X als Sekte erleben werden.
Sektenmerkmale
Aus der vergleichenden Betrachtung von Gemeinschaften, die einen im Vergleich mit anderen hohen Prozentsatz von Aussteigern produzieren, welche die Gemeinschaft als sektenhaft erlebt haben, können Merkmale potenziell als Sekte wirkender Organisationen (sog. Sektenmerkmale) gewonnen werden, z.B.
1) Eine Führungspersönlichkeit, deren Aussagen nicht hinterfragbar sind und der allfällige Verehrung zukommt.
2) Regulationen für viele Bereiche des Lebens.
3) Ein (institutionalisierter oder informeller) Kontrollmechanismus zur Ueberwachung des Verhaltens der einzelnen Mitglieder.
4) Ein Elitebewusstsein der Organisation.
5) Eine Innen-Aussen-Spaltung mit Abwertung der Aussenwelt, eine systematische Abwertung des bisherigen Lebens.
6) Endogamie, d.h. ein Verbot oder die Aechtung von Liebesbezie-hungen zu Aussenstehenden.
7) Hohe zeitliche Inaspruchnahme der Mitglieder.
8) Z. T. auch weitgehende Indienstnahme der finanziellen Ressourcen der Mitglieder u.a.m.
Zur schnellen Prüfung der Sektenhaftigkeit von Gemeinschaften haben sich folgende drei Merkmale bewährt, die gemeinsam gegeben sein müssen, um bei einer Gemeinschaft hohe Sektenhaftigkeit erwarten zu lassen:
1) eine Führung, die von den Mitgliedern nie kritisiert wird
2) Regulationen für alle Bereiche des Lebens
3) Kontrolle der Beachtung dieser Regeln entweder formell oder informell.
Sektenhaftigkeit als graduelles Phänomen
Deutlich wird aus der obigen Merkmallisten die Gradualität der Sektenhaftigkeit. Die meisten der erwähnten Merkmale können in ganz unterschiedlichem Ausmass zutreffen. Erst eine Zusammenschau ergibt ein Bild der Sektenhaftigkeit einer bestimmten Gemeinschaft.
Klar wird auch, dass sich einzelne sektenhafte Züge in jeglicher Gemeinschaft finden können: In einer Clique Jugendlicher gibt vielleicht einer den Ton an, ohne dass andere ihm zu widersprechen wagen. Mit den Kollegen aus dem Revolutionären Aufbruch gibt es möglicherweise Probleme, wenn ihnen ein neuer Lebenspartner vorgestellt wird, der bei der jungen SVP mittut. Der konservative Pfarrer informiert u.U. die Eltern, wenn er bei einem Schüler eine BRAVO findet.
Wichtig (für das Ergehen des Mitglieds) ist die Unterscheidung von potenzieller und effektiver Sektenhaftigkeit. Eine Gemeinschaft kann Regeln für alles Mögliche aufstellen, solange sie deren Einhaltung dem Einzelnen überlässt, wird die sektenhafte Wirkung gering sein. Ein Meister kann sich für noch so unfehlbar und göttlich halten, solange er innerhalb seiner Gemeinschaft nicht nur Zustimmung, sondern auch regen Widerspruch findet, kann er nicht die unumschränkte Position des Sektengurus einnehmen. Die Aussenwelt kann noch so sehr abgewertet werden, solange die Mitglieder nicht effektiv von ihr fern gehalten werden, wird eine sektenhafte Abschottung der Gemeinschaft unmöglich sein. Zusammenfassend kann eine Gemeinschaft über eine recht hohe potenzielle Sektenhaftigkeit verfügen, effektiv aber äusserst liberal sein. Zu prüfen ist deshalb immer die Lebenspraxis der Mitglieder, nicht die Ebene theoretischer Regulationen.
Fiebermesser der Sektenhaftigkeit
Anhand der genannten Sektenmerkmale kann nun versucht werden, eine Art Thermometer oder Fiebermesser der Sektenhaftigkeit aufzustellen, das z.B. so aussehen kann (nach Georg Schmid und Joachim Müller):
- Normaltemperatur: ich bin / die Gruppe ist etwas Besonderes; ich engagiere mich, weil ich noch besser werden will / die Gruppe zum Erfolg kommen soll. Der Lehrer unterrichtet "Lebenskunde" und tritt mit dem Schüler in einen Dialog.
- Leicht erhöhte Temperatur: Ich bin be-geist-ert: ich bind / die Gruppe ist besser als die Anderen; dass das so bleibt, dazu braucht es mein Engagement / die Gruppe muss zusammenhalten. Die Leute sollen das nur merken. Identitätsstiftende Merkmale werden wichtig.
- Es wird fiebrig: Mein Meister lehrt ein neues Menschsein - ich werde aufgefordert, mein früheres Leben aufzugeben. Ich gehöre nun zur besten Gruppe; was ich tue, sollen möglichst alle tun. Missionarischer Druck entsteht:ich muss andere davon überzeugen: allein diese Gruppe ist die richtige - in ihr ist Heil.
- Das Fieber steigt: nur ich / meine Gruppe hat das Heil / die Wahrheit: Die Lehre ist vollkommen und vom Himmel abgedeckt (himmlische Stimmen). Der Prophet ist allein "Werkzeug Gottes". Wer anders glaubt / lehrt, ist verloren. Wer nicht mitmacht, ist verloren. Die Aussenweilt / meine frühere Welt (Eltern, Ehepartner, Kollegen) ist dämonisch, ebenso alle anderen Religionen. Das Datum meiner Konversion / meines Eintritts in die Gruppe entscheidet mein Leben; ich kann neu in Hell (das jetzige Leben) und Dunkel (das frühere Leben) unterscheiden. Identitätsmerkmale bestimmen das Leben im Alltag (neuer Name, besondere Kleidung, spezielle Nahrung). Jede Kritik ist für mich / für die Gruppe gefährlich. Das Verhalten des Einzelnen wird kontrolliert. Strafmassnahmen werden verfügt.
- Vom Fieber zum Kollaps: der Meister ist göttlich; ich allein bin nichts. Von mir wird Ich-losigkeit verlangt. Wir als Gemeinschaft sind allein selig machend, uns gehört der Himmel allein; alles andere ist zu verdammen. Ungläubige (besonders die des früheren Lebens - Eltern, Geschwister, Freunde) sind zu meiden, ja zu bekämpfen; Unglaube ist Dämonie, ist Verschwörung gegen die Gruppe. Isolation der Gruppe von der "Welt" wird verlangt. Nur diese Gemeinschaft allein hat (Ueber-) lebensrecht (Arche Noah). Beruhigt kann ich dem Weltuntergang zusehen, denn ich werde gerettet. Heiliger Krieg ist legitim, Martyrium - Leiden für den Glauben führt ins paradies; ebenso kann Selbstmord als Suche nach der anderen, besseren Welt = Paradies legitim sein (Sonnentempler, Heaven's Gate).
Alternative Bezeichnungen?
Weil der Sektenbegriff als Problembegriff immer auch negativ wertet, wurden verschiedene Vorschläge gemacht, diesen Begriff durch andere zu ersetzen: ohne Erfolg, da auch der neue Begriff eine Menge von Gemeinschaften bezeichnen soll, welche durch eine Problemdefinition abgegrenzt wurde. Vorgeschlagen wurden:
- Sondergruppe: Betont die Absonderung. Der Begriff wird aber eher für Gemeinschaften verwendet, die sich für alleinseligmachend halten, ohne im engeren Sinn sektenhaft strukturiert zu sein.
- Gemeinschaft mit totalitärer Tendenz: Der Begriff meint das Wesentliche, ist aber zu lang.
- Vereinnahmende Gemeinschaft: Valable Alternative, falls der Sektenbegriff vermieden werden soll.
- Kult: abgeleitet vom englischen "cult" für Sekte; wogegen "sect" ~ "kleine Sondergruppe". Das deutsche Wort Kult bezeichnet demgegenüber - dem lateinischen Ursprungswort cultus näher - keine Gemeinschaft, sondern die Verehrung (eines Gottes, einer Sache). Die Umdeutung kann aus sprachlicher Sicht kaum wünschbar sein.
- Neue religiöse Bewegung: Der Begriff war in den Achtzigerjahren in Gebrauch und tat damals - abgesehen davon, dass Sekten eben gerade keine losen Bewegungen, sondern durchstrukturierte Organisationen sind - durchaus gute Dienste, da a) die damals neu auftretenden Gemeinschaften meist recht sektenhaft waren und b) die Grosszahl der Sekten religiös war. Mittlerweile gibt es aber zahlreiche neue Gruppen, die wenig sektenhaft sind, und eine zunehmende Anzahl nichtreligiöser Sekten (atheistische Sekten, Psychosekten), so dass die Bedeutungsfelder von "Sekte" und "Neue religiöse Bewegung" immer weiter auseinander klaffen.
Da mit "Sekte" ein allgemein bekanntes Wort mit recht klaren definitorischen Konturen zur Verfügung steht, gibt es keine Notwendigkeit, nach einem Ersatz zu suchen.
Etymologie des Wortes "Sekte"
Etymologisch geht das Wort Sekte auf das lateinische "secta" zurück, welches vom Verb "sequi" - "folgen" i.S.v. "einem Meister nachfolgen" abzuleiten ist. Die Etymologie betont damit ein wesentliches Merkmal sektenhafter Gruppen.
Die nicht selten zu hörende Ableitung vom Verb "secare" - "abtrennen" ist historisch gesehen sekundär und einem veralteten kirchlichen Sektenbegriff von der Sekte als Abspaltung von der Kirche verpflichtet. Effektiv sind die allermeisten heutigen Organisationen, die eine erhöhte Sektenhaftigkeit aufweisen, Neugründungen und nicht Abspaltungen von einer anderen Organisation. Neu mit Sinn gefüllt werden könnte die Ableitung von "secare" dann, wenn sie als "sich von der umgebenden Gesellschaft abtrennen" verstanden wird.
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"FOTOROMAN" - Schülerprojekt - "Lieber allein, als in einer Sekte"
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Was bei der Beurteilung einer Gruppe wichtig ist
Was tun, wenn man mit einer Gruppe in Kontakt tritt, sich aber bei ihrer Beurteilung unsicher ist? In diesem Fall sollten Sie sorgfältig überprüfen, was es mit dieser Gruppierung auf sich hat, bevor Sie eine Mitgliedschaft anstreben. Die folgende Checkliste hilft Ihnen dabei:
- Steuert die Welt auf eine Katastrophe zu, und nur die Gruppe weiß, wie wir noch zu retten sind?
- Hat die Gruppe das Patentrezept für die Lösung aller Probleme? Wird die Lehre dieser Gruppe als jeder Wissenschaft überlegen bezeichnet?
- Ist das Weltbild der Gruppe verblüffend einfach und erkärt offenbar wirklich jedes Problem?
- Herrscht eine starke Abhängigkeit der Mitglieder von einer "charismatischen" Führungsfigur (Meister/Guru/Vater/Vordenker) oder von einer mitunter nicht näher bestimmbaren Hierarchie, die autoritär regiert?
- Wird ausschließlich in "Schwarz-Weiß"-Kategorien gedacht, geredet und agiert?
- Werden die etablierten Wissenschaften und jedes rationale Denken abgelehnt?
- Wird keine oder kaum Kritik in der Gemeinschaft zugelassen?
- Wird Fragen ausgewichen, oder ihre Beantwortung auf irgendwann später verschoben?
- Werden Bücher oder Zeitungsberichte über die betreffende Gruppe prinzipiell abgelehnt oder zumindest ignoriert? Gelten Kritik und Ablehnung durch Außenstehende als Beweis dafür, daß die Gruppe recht hat?
- Herrscht offenheit und Transparenz hinsichtlich der finanziellen Anforderungen an Mitglieder?
- Wird versucht, Abhängigkeit zu schaffen, in dem etwa tägliche Treffen angeordnet werden oder die Beschäftigung mit bestimmten Büchern oder Filmen und der Kontakt mit Freunden und Verwandten verboten ist?
- Werden die Mitglieder gedrängt, intime Details aus ihrem Leben offenzulegen?
- Gibt es eine Art "Geheimlehre", die dem Interessierten angedeutet wird?
- Finden häufig Konflikte mit der Umwelt statt, etwa persönliche Konflikte zwischen ehemaligen und gegenwärtigen Mitgliedern? Gibt es juristische Konflikte mit Behörden und anderen öffentlichen Einrichtungen?
- Ist es das höchste Ziel, nur noch für diese Gemeinschaft zu arbeiten?
- Herrscht ein spürbarer Druck, möglichst rasch Mitglied zu werden?
Wichtig: Natürlich werden nicht alle diese Kriterien auf eine Gruppe zutreffen. Vorsicht ist schon dann geboten, wenn einige dieser Fragen bejaht werden müssen.
aus: "Sekten - Wissen schützt", Broschüre des österreichischen Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie, s. 50f.
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EBI-Checkliste für Einsteiger
* Stell Dir vor ...
* Warum die Checkliste?
* EBI-Checkliste für Einsteiger
Stell Dir vor ...
du willst per Anhalter nach München fahren. Überraschend halten nette, fremde Leute an und bieten Dir eine Mitfahrgelegenheit. Das Auto, eine Dir völlig unbekannte neue Marke, sieht stark aus. Die schon drinsitzen, freuen sich riesig, daß Du auch noch einsteigst.
Die Fahrt geht los, und bald schon merkst Du, daß der Fahrer einen rasanten Stil fährt. Ampeln und Verkehrszeichen exisitieren für ihn nicht. Bremsen scheint das Auto auch nicht zu haben.
Du siehst nicht, wohin der Fahrer steuert, und fragen kannst Du ihn nicht selbst, weil da eine Trennscheibe ist. Wenn Du jetzt dahinterkommst, daß der Fahrer seinen Führerschein selbst gedruckt hat, möchtest Du nur noch raus aus diesem Horrorauto. Aber Du kannst nicht an die Tür heran, denn die bewacht ein besonders energischer Mitfahrer, un der läßt Dich nicht an den Türgriff.
Mit viel Glück schaffst Du es, bei einem kurzen Stop dennoch auszusteigen. Du bist in Buxtehude, nicht in München, aber halbwegs unversehrt. Und Du schörst Dir, in Zukunft genau zu prüfen, wo Du einsteigst.
Ein löblicher Vorsatz.
Erst recht, wenn Du mit Körper, Geist und Seele irgendwo "einsteigen" willst!
Warum eine Checkliste?
Religiöse Gruppierungen und Sekten: Ständig tauchen neue auf, täglich drückt uns irgendwer irgendein "ungeheuer wichtiges" Flugblatt in die Hand. Nicht alles, was da sammelt, und informiert, wirbt und missioniert, ist gleich gut. Nicht alles muß schlecht sein.
Dennoch: Manche Gruppen können eine Gefahr für die geistige, seelische und körperliche Gesundheit der Mitglieder sein.
Deshalb: Wer sich aus Neugierde oder nur mal so zum Spaß da hineinbegibt, der geht ein großes Risiko ein. Es gibt Situationen, da ist jeder anfällig.
Wir haben deshalb diese Checkliste für religiöse / weltanschauliche / ideologische Gruppen zusammengestellt. Sie kann dir helfen, eine erste Beurteilung vorzunehmen oder vielleicht einen Freund oder Angehörigen vor der "echt guten Gruppen, die ich jetzt zu meinem Glück kennengelernt habe!" zu bewahren.
Wir empfehlen: heute schon gründlich lesen - durcharbeiten bevor du irgendwo "einsteigst" - aufbewahren!
Wer sind wir?
Die Eltern- und Betroffeneninitiative gegen psychische Abhängigkeit - für geistige Freiheit Berlin e. V.
Heimat 27
14165 Berlin
Fon: 030-8183211
eMail:gandow@dialogzentrum.de
Wir bieten Informationen und Argumente - entscheiden mußt Du Dich selbst.
EBI-Checkliste für Einsteiger
Streiche einfach die Behauptungen durch, die auf "Deine" neue Gruppe nicht zutreffen. -
Wenn Du nicht wirklich alle Behauptungen streichen kannst, ist schon VORSICHT geboten !
1. Schon der erste Kontakt mit der Gruppe eröffnete eine völlig neue Weltsicht ("Schlüsselerlebnis")
2. Das Weltbild der Gruppe ist verblüffend einfach und erklärt wirklich jedes Problem.
3. Bei der Gruppe findest Du alles, was Du bisher vergeblich gesucht hast.
4. Die Gruppe hat einen Meister / Führer / Vater / Guru / Vordenker, der allein im Besitz der ganzen Wahrheit ist und oft wie ein Gott verehrt wird.
5. Die Welt treibt auf eine Katastrophe zu, nur die Gruppe weiß, wie man die Welt noch retten kann.
6. Die Gruppe ist die Elite, die übrige Menschheit ist krank / verloren - wenn sie nicht mitmacht / sich retten läßt.
7. Die Gruppe lehnt die etablierte Wissenschaft ab. Die Lehre der Gruppe wird als einzig "echte Wissenschaft" verstanden.
8. Die Gruppe lehnt das "rationale Denken", den "Mind", den "Verstand" oder die "Verkopfung" als negativ / satanisch / unerleuchtet ab.
9. Kritik und Ablehnung durch "Außenstehende" ist gerade der Beweis, daß die Gruppe recht hat.
10. Die Gruppe bezeichnet sich als die "wahre" Familie oder Gemeinschaft.
11. Die Gruppe will, daß Du alle "alten" Beziehungen (Familie, Wohngemeinschaft, Freundschaften) abbrichst, weil sie deine "Entwicklung" behindern.
12. Die Gruppe grenzt sich von der übrigen Welt ab, z.B. durch
* Kleidung
* Ernährungsvorschriften
* eine eigene "Gruppensprache"
* Reglementierung von zwischenmenschlichen Beziehungen
13. Die Gruppe verlangt strikte Befolgung der Regeln oder "absolute Disziplin", "denn dies ist der einzige Weg zur Rettung!"
14. Die Gruppe schreibt dein Sexualverhalten vor, z.B.:
* Partnerzusammenführung durch die Leitung oder
* Gruppensexualität oder
* totale Enthaltsamkeit für einfache Mitglieder
15. Du bist keine Minute des Tages mehr allein - jemand aus der Gruppe ist immer bei dir.
16. Die Gruppe füllt die gesamte Zeit mit Aufgaben, z.B.:
* Verkauf von Büchern und Zeitungen
* Werben neuer Mitglieder
* Absolvieren von Kursen
* Meditationen.
17. Zweifelst du / stellt sich der versprochene Erfolg nicht ein oder wirst du nicht "geheilt", bist du selber schuld, weil du dich nicht genug eingesetzt / weil du nicht genug glaubst.
18. Mitglied der Gruppe sollst du möglichst sofort / heute werden.
19. Es gibt kaum eine Möglichkeit, sich in Ruhe ein Bild von der Gruppe zu machen: Du sollst nicht erst einmal nachdenken / reflektieren / prüfen, sondern erleben: "das kann man nämlich nicht erklären, komm doch gleich in unser Zentrum und mach erst mal mit!"
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Download (pdf) der Broschüre:
"Sekten versprechen viel"
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