Und wie ist das mit "rituellem" Beten?

Rituelles beten

Der Mensch neigt dazu, Dinge zu ritualisieren. Sind wir mit dem Herzen und unseren Gedanken nicht dabei, wird auch ein Gebet schnell zum Ritual, bei dem wir gedankenlos etwas aufsagen und dazu bestimmte Handlungen vollziehen (Augen schließen, Hände falten, Kopf senken).

Wenn man in der Ehe seinem Partner jeden Tag gedankenlos und aus Gewohnheit sagt: Ich liebe Dich; und sich anschließend wieder abwendet, wird der Partner diese Aussage vermutlich nicht als ernstgemeint auffassen und nach und nach, wird diese Beziehung Risse bekommen. Aus welchem Grund sollte Gott über gedankenlose Gebete anders denken?

Nein - Gott lässt sich durch rituelle Handlungen nicht beeindrucken, sondern Gott sieht und will unser Herz. Gott möchte unsere völlige Liebe und Hingabe (Mt 22,36-40), nicht irgendwelche Rituale ohne innere Hinwendung (Jes 1,13-17, Am 5,21-24).

Gebet ist daher entweder bewusstes und herzerfülltes Sprechen mit Gott oder aber es ist wertlos.

Dort, wo eine lebendige Beziehung zu Gott fehlt, kann Gebet im Grunde nur Ritual und äußerliche Handlung sein. Das Ritual äußert sich dann wohl meist im Einnehmen einer bestimmten Pose oder dem Aufsagen eines vorformulierten Gebets, ohne dass der Geist in Kontakt mit Gott tritt. Hier besteht ein fließender Übergang zum "magischen" Denken des unbekehrten Menschen, der meint, er könne durch das äußere Vollziehen von bestimmten Handlungen, Beschwörungen oder das Aufsagen von Formeln eine übernatürliche Wirkung erzielen.

Zu diesem magischen Denken gehört auch, dass man bestimmte Äußerlichkeiten als Voraussetzung für die Wirksamkeit der Handlung ansieht.


Die Bibel zeigt aber, dass wir in jeder Körperhaltung beten dürfen.
So wird in der Bibel sitzend (1. Chr 17,16), kniend (1. Kön 8,54; Esr 9,5; Lk 22,41-42; Apg 9,40), im Stehen (Neh 9,5; Mk 11,25; Lk 18,13), auf der Erde liegend (Ps 72,11-12; 2. Mo 34,8-9, Jos 7,6; Esr 10,1; Mt 26,39; Mk 14,35) oder mit erhobenen Händen (2. Chr 6,12-13; Ps 63,4-5; 1.Tim 2,8) gebetet.

Für unser Gebet spielt es keine Rolle, in welcher Situation oder Körperhaltung wir beten. Man kann im Zug ebenso beten wie beim Spazieren gehen. Wichtiger als die Körperhaltung ist die Haltung des Herzens. Gott schaut auf unser Herz, immer und zu jeder Zeit.

Wir sind aus Gnade errettet und frei, das gilt auch für unsere körperliche Haltung im Gebet.


Frei sind wir auch darin, WAS wir beten. Nichts gegen vorformulierte Gebete, nur muss dann unser Herz wirklich bei dem sein, was wir beten. Meist kommen wir aber mit einem freien Gebet besser in die Gegenwart Gottes. Für manchen, der es nie gelernt hat, frei zu beten, ist dies schwer. Hier können die Psalmen der Bibel eine Hilfe sein, denn diese sind nichts anderes als Gebete.

Wir dürfen Gott unser Herz im Gebet offen ausschütten.
Gott möchte unser lieber Vater sein und wir dürfen mit allem, was uns bewegt, zu Ihm kommen. Dabei geht es nicht um große Worte oder schöne Formulierungen, sondern darum, dass wir Gott gegenüber ehrlich und echt sind. Gott müssen wir nichts vormachen - Er kennt uns ohnehin besser als jeder andere. Wir dürfen mit Gott vertraut sein wie ein kleines Kind mit seinem Vater, weil wir in Jesus Gnade gefunden haben vor Seinen Augen. Dadurch, dass wir Jesus angenommen haben, dürfen wir Kind Gottes sein, (Joh 1,12)

Andererseits ist Gott aber nicht etwa unser Kumpel. Zu unserem Gebet sollte deshalb auch immer Respekt gehören - "Gottesfurcht" nennt die Bibel das. Gott ist heilig und wir sind Sünder. Er ist Herr, wir sind nur Mägde und Knechte.

Wir können zwar zu Gott frei beten, jedoch einige Dinge sollte man aus seinem Herzen verbannen:

Hadern mit Gott (Jes 45,9)
Sein eigenes Dasein in Frage stellen (Jes 45,10)
Gott zur Rede stellen (Jes 45,11)
Gott Befehle erteilen (Jes 45,11)
Gott trotzen (Jes 46,12)

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