Nigeria: Fünf Hinrichtungen an einem Tag
Der Henker verrichtete sein Werk zwischen 11 Uhr morgens und zwei Uhr nachmittags. Nigerias Christen sind geschockt, erschüttert und wütend. Im Gefängnis von Enugu, einer mehrheitlich christlichen Stadt, sind am 12. Juli 2006 vier Christen und ein Muslim erhängt worden. Fünf Hinrichtungen an einem Tag. In geradezu konspirativer Art wurde der Henker aus dem Norden Nigerias in den christlichen Südstaat Enugu gebracht, um dort sein grausiges Handwerk auszuführen.
Ein Scharia-Gericht
Die fünf Gefangenen kamen aus dem Norden Nigerias. In Kano wurden sie 1998 von einem Scharia-Gericht wegen Raubes zum Tode verurteilt. Sie hatten keine Anwälte und ihre Schuld war mehr als fraglich. Der Gouverneur des Staates Kano fürchtete wahrscheinlich die internationale Aufregung, sollte er die Todesurteile vollstrecken. Die fünf Verurteilten wurden zuerst nach Kaduna verbracht, doch auch die dortigen Verantwortlichen scheuten die Hinrichtung. Im Jahr 2005 verlegte man die Todeskandidaten nach Enugu, im christlichen Süden.
Verwandte, Freunde und Menschenrechtler atmeten auf. Das schien ein Zeichen dafür zu sein, dass man die Unsinnigkeit der Todesstrafe einsah, aber um das Gesicht zu wahren, die Gefangenen einfach in den christlichen Süden abschob. „Moderate Muslime sehen ein, dass sie die Scharia nicht abschaffen können, ohne einen Volksaufstand auszulösen. Aber sie tricksen, indem die Richter eine Verhandlung zum Beispiel aussitzen, d.h. die Verhandlung findet nicht statt, der Richter ist auf Reisen oder krank. Es kommt einfach zu keinem Urteil, aber die Scharia ist offiziell respektiert. So geht das. Und wir dachten, das ist der neue Weg, den die einsichtigen Muslime gehen: die Todeskandidaten werden einfach in den Teil des Landes verlegt, wo die Scharia nicht gilt und sie deshalb nicht hingerichtet werden können.“ So die enttäuschte Hoffnung eines nigerianischen Christen.
Wie konnte das geschehen?
Zusätzliche Hoffnung gab die Anweisung von Staatspräsident Obasanjo, der Anfang 2005 jede Hinrichtung in den Gefängnissen verbot, bis eine Überprüfung der Todesstrafe überhaupt abgeschlossen sei. „Es bleiben große Fragen“, erklärt Pfarrer Obiora Ike, der die Gefangenen betreut. „Warum wählten die muslimischen Gouverneure Enugu und richteten die Männer nicht in Kano oder Kaduna hin? Warum war unser Gouverneur bereit, eine Scharia-Strafe zu vollstrecken, die er hätte verweigern können, ja müssen? Wie können in einem säkularen Bundesgefängnis Strafen vollstreckt werden, die ein religiöses Gericht nach den Regeln der Scharia bestimmte? Wir werden diesen Vorfall untersuchen und nicht locker lassen.“
Die fünf Hingerichteten:
Joseph Ndum
Friday Jeremiah
Sunday Nnamdi
Emmanuel Akpan
Alhaji Bashiru Musa
Bitte beten Sie für die Angehörigen und Freunde der Opfer.
~*~
Ein Scharia-Gericht
Die fünf Gefangenen kamen aus dem Norden Nigerias. In Kano wurden sie 1998 von einem Scharia-Gericht wegen Raubes zum Tode verurteilt. Sie hatten keine Anwälte und ihre Schuld war mehr als fraglich. Der Gouverneur des Staates Kano fürchtete wahrscheinlich die internationale Aufregung, sollte er die Todesurteile vollstrecken. Die fünf Verurteilten wurden zuerst nach Kaduna verbracht, doch auch die dortigen Verantwortlichen scheuten die Hinrichtung. Im Jahr 2005 verlegte man die Todeskandidaten nach Enugu, im christlichen Süden.
Verwandte, Freunde und Menschenrechtler atmeten auf. Das schien ein Zeichen dafür zu sein, dass man die Unsinnigkeit der Todesstrafe einsah, aber um das Gesicht zu wahren, die Gefangenen einfach in den christlichen Süden abschob. „Moderate Muslime sehen ein, dass sie die Scharia nicht abschaffen können, ohne einen Volksaufstand auszulösen. Aber sie tricksen, indem die Richter eine Verhandlung zum Beispiel aussitzen, d.h. die Verhandlung findet nicht statt, der Richter ist auf Reisen oder krank. Es kommt einfach zu keinem Urteil, aber die Scharia ist offiziell respektiert. So geht das. Und wir dachten, das ist der neue Weg, den die einsichtigen Muslime gehen: die Todeskandidaten werden einfach in den Teil des Landes verlegt, wo die Scharia nicht gilt und sie deshalb nicht hingerichtet werden können.“ So die enttäuschte Hoffnung eines nigerianischen Christen.
Wie konnte das geschehen?
Zusätzliche Hoffnung gab die Anweisung von Staatspräsident Obasanjo, der Anfang 2005 jede Hinrichtung in den Gefängnissen verbot, bis eine Überprüfung der Todesstrafe überhaupt abgeschlossen sei. „Es bleiben große Fragen“, erklärt Pfarrer Obiora Ike, der die Gefangenen betreut. „Warum wählten die muslimischen Gouverneure Enugu und richteten die Männer nicht in Kano oder Kaduna hin? Warum war unser Gouverneur bereit, eine Scharia-Strafe zu vollstrecken, die er hätte verweigern können, ja müssen? Wie können in einem säkularen Bundesgefängnis Strafen vollstreckt werden, die ein religiöses Gericht nach den Regeln der Scharia bestimmte? Wir werden diesen Vorfall untersuchen und nicht locker lassen.“
Die fünf Hingerichteten:
Joseph Ndum
Friday Jeremiah
Sunday Nnamdi
Emmanuel Akpan
Alhaji Bashiru Musa
Bitte beten Sie für die Angehörigen und Freunde der Opfer.
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robinhood - 20. Sep, 12:18